Der Musikerstreit mit Folgen: die Rösslischlacht
Dieser Streit war eine Ursache der grossen «Rösslischlacht» vom Fasnachtsdienstag 1904. Eingeleitet wurde sie einige Tage zuvor vor dem Gasthaus «Ochsen», wo der Bauer Johann Jakob Henggeler und die Gebrüder Meier zum «Rössli» offenbar wegen einer alten Familienfehde aneinandergerieten.
Henggeler zog den Kürzern und sann auf Rache. Die Gelegenheit kam an der Fasnacht: Der Umzug einer maskierten Musik auf dem Dorfplatz provozierte andere Fasnächtler. Sie sahen in ihm eine Verhöhnung der neuen Harmoniemusik, der auch die Gebrüder Meier angehörten. Vom «Rössli» her ertönten Drohungen gegen die Musikanten. Der Fasnächtler Stefan Nussbaumer bewarf die Musikgruppe mit gedörrten Kastanien. Er traf den Dirigenten, den mit obigem Henggeler verwandten Anton Henggeler, der darauf mit seinem grossen Taktstock auf den Werfer einschlug. Nussbaumer zog sich in den «Bären» zurück. Als er wieder auf den Dorfplatz zurückkehrte, wurde er von maskierten Musikanten verprügelt.
Um Mitternacht kam es beim Fasnachtsball im «Rössli» zum dramatischen Finale. Johann Jakob Henggeler überfiel mit seinen Helfern die Tanzgesellschaft. Eine wilde Schlacht entbrannte, Blut floss, Rippen brachen. Der Saal wurde verwüstet. Eine grosse gerichtliche Untersuchung versuchte die Abläufe zu klären. Das Gericht kam aber zu keinem klaren Ergebnis und sprach überraschend milde Strafen aus, was die misstrauische liberale Presse mit der Nähe der Angeklagten zur herrschenden konservativen Partei verband.
Bild: Das "Rössli" am Dorfplatz in Oberägeri um 1900, Schauplatz der grossen Saalschlacht am Fasnachtsdienstag 1904.